Kinder begreifen durch „be-greifen“, indem sie Materialien anfassen und ausprobieren. Jede kognitive Begriffsbildung stützt sich auf handelnden, aktiven und selbsttätigen Umgang. Im Kleinkindalter ist es offensichtlich, dass Kinder alles ausprobieren und anfassen müssen, damit sie unbewusste kognitive Einsichten („Aha-Erlebnisse“) entwickeln können.
Diesen natürlichen Entwicklungsprozess greifen wir auf: Durch selbsttätiges Handeln sollen die Kinder der Martinus-Schule Einsicht in die mathematische Struktur gewinnen und ein inneres Vorstellungsbild von Zahlen, Mengen und Operationen entwickeln.
Der Grundgedanke des Konzepts „Rechnen durch selbsttätiges Handeln“ besteht darin, durch Zuhilfenahme von Materialien alle Rechnungen konkret handelnd lösbar zu machen. Wenn Kinder aktiv mit Gegenständen arbeiten, sie in die Hand nehmen, einander zuordnen, damit Situationen durchspielen, wird es ihnen leichter fallen, mentale Vorstellungen von mathematischen Konzepten zu entwickeln.
Unser Förderverein hat uns zahlreiche Materialien (ungefärbte und gefärbte Würfel, Zehnerstangen, Legeplättchen, Zählgegenstände mit und ohne symbolischen Werten, Spielwürfel, Spiegel, Schüttelboxen, Spielgeld, etc.) finanziert, mit denen wir systematisch aufbauend im Unterricht arbeiten.
Mit Hilfe der verschiedenen Materialien werden mathematische Strukturen immer wieder veranschaulicht. Die so erzeugten Bilder sollen von den Kindern verinnerlicht werden, damit sie später zum Rechnen im Kopf abrufbar sind.
Unser Ziel ist es, mit Hilfe der Materialien, Mathematik für jedes Kind „begreifbar“ zu machen. Daher legen wir Wert darauf, dass die Kinder die Materialien so lange verwenden, bis sie in der Lage sind, geschickt und sicher im Kopf oder schriftlich zu rechnen.
Darüber hinaus benutzen wir die Materialien als Instrument des Kommunizierens. Am Anfang fällt es Kindern sehr schwer ihre Beobachtungen und Entdeckungen zu verbalisieren. Dann können die Materialien helfen, Gedanken, Strukturen und Muster sichtbar zu machen und die Kommunikation erleichtern.
Indem die Kinder beschreiben, wie sie gehandelt haben und wie sie vorgegangen sind, werden sie aufgefordert, ihre Rechenwege verständlich zu machen, sich mit anderen auszutauschen und Mathematik zu versprachlichen. Dadurch „übersetzen“ sie mathematische Phänomene in ihre Lebenswirklichkeit und Mathematik wird für sie erlebbar.
Wir versprechen uns vom Konzept „Rechnen durch selbsttätiges Handeln“, dass das mathematische Verständnis der Kinder bestmöglich gefördert wird und bieten dadurch eine wesentliche Unterstützung im Blick auf die Prävention von Dyskalkulie.